Diesen Zustand möchte die Spieleschmiede Sigil mit ihrem ambitionierten Projekt "Vanguard: Saga of Heroes" ändern - und scheitert dabei knapp an den eigenen Ansprüchen. Die erste Überraschung gibt es bereits während der Installation des Spiels: Knackige 17 Gigabyte an Daten werden auf die ächzende Festplatte geschaufelt. Zum Vergleich: World of WarCraft (WoW) bringt inklusive des Add-ons nur knapp sieben Gigabyte auf die virtuelle Waage. Nach dem zeitaufwändigen Beginn - die Daten müssen erst noch entpackt und verifiziert werden - folgt die nächste ungewöhnliche Entscheidung der Designer: auf ein Intro wurde komplett verzichtet.
Stattdessen wird gleich mit der überaus umfangreichen Charaktererstellung begonnen: 19 Rassen stehen zur Verfügung, die eine von 15 Klassen annehmen können. Im weiteren Verlauf will - "Oblivion" lässt grüßen - jedes noch so kleine äußerliche Detail eingestellt werden. Nach der erfolgreichen Generierung des digitalen Alter Egos geht es endlich los. Wie bei den großen Vorbildern sind die Anfangs-Quests einfach zu meistern. Dementsprechend fix stellen sich auch für Solospieler erste Erfolge ein, die mit Level-Ups belohnt werden.
Ebenfalls altbekannt wirkt das Interface mit seiner Menüleiste am unteren Bildschirmrand, dem Chatfenster und der Minimap. Anders als beim großen Vorbild ist es möglich, Elemente wie das Zauberbuch, das Questlog oder die Karte frei zu positionieren.
Dass Vanguard trotz der vermeintlichen Gemeinsamkeiten ein völlig eigenständiges Game ist, offenbart sich recht schnell. Textlastiger als der Marktführer und mit viel Sinn fürs Detail richtet sich "Vanguard" an echte Rollenspiel-Fans. Ein Beispiel: Wenn der inzwischen bei Level sieben angekommene Held ins Gras beißt, verliert er nicht nur seine Ausrüstung, sondern wird auch mit dem Abzug von Erfahrungspunkten bestraft. Nur wer zu seiner Leiche zurückläuft, erhält beides vollständig wieder - und das kann im riesigen Pixel-Universum eine Weile dauern.